Aus: "Der grüne Hammer", Nr. 8, 1979
Ökodemokratie oder Ökodiktatur?
Die Ökologiebewegung nimmt inzwischen vielfältige Formen an und hat eine nicht zu unterschätzende Breite erreicht. Und das ist auch gut so. Allerdings muß nicht jede Gruppierung, die gegen Atomkraftwerke kämpft, unbedingt ein Pluspunkt sein, wenn sie außerdem noch Ziele hat, die die Freiheit der Menschen einschränken will und die Umweltschutzbewegung mit autoritären und intoleranten Inhalten durchdringt.
Dies scheint mir bei der GAZ ("Grüne Aktion Zukunft", die nicht unbedingt mit den "Grünen" gleichgesetzt werden muß) und namentlich bei ihren Chefideologen Herbert Gruhl ganz besonders der Fall zu sein.
Gruhl plädiert in seinem Bestseller "Ein Planet wird geplündert" - bisher wurden 250.000 Exemplare davon verkauft - für eine "Raumschiffwirtschaft"‚ deren Vorbereitung "die gleiche Intensität wie die Vorbereitung auf einen großen Krieg erfordere" (S. 290). In dem "Raumschiff Erde" dürfe es "so gut wie keine Freiheit (geben), jede Ration, jeder Griff, jede Handlung ist genau vorgeschrieben. Jeder muß sich anpassen" (S. 302).
Dafür müsse eine "Weltregierung" geschaffen werden, die mit "allen Machtmitteln ausgestattet wäre" (S. 298). "Diese Diktatur müßte unter Umständen härter sein, als die stalinistische es war" (S. 302). Gruhls Zukunftsvisionen erinnern an die unseligen Leitlinien des 3. Reiches, wenn er sagt: "Für die Zukunft werden die Völker einen riesigen Vorsprung erreichen, denen es gelingt, ihren Rüstungsstandard auf der höchsten Spitze, ihren Lebensstandart jedoch niedrig zu halten" (S. 233). Das Grüne Manifest der GAZ stammt von Gruhl und deckt sich über weite Strecken mit seinen Buch. Das rheinland-pfälzische ökologische Manifest der NPD übrigens auch. Der Familien-und Erziehungsteil des GAZ-Textes wurde von Christa Meves verfaßt. Diese Frau schreibt häufig für Springers "Welt" und spricht auf Seminaren der neonazistischen "Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung", welche an die Erb- und Rassenforschung des 3. Reiches anknüpft.
Über diesen obskuren Verein hat Gruhl Kontakte zu völkischen Gruppierungen. Frau Meves tritt für eine stärkere Differenzierung des Schulwesens in Sinne einer Eliteauslese, für mehr Autorität in der Erziehung, gegen "zuviel Sexualität" bei Jugendlichen und für eine NS-Mutterschaftsideologie ein.
Weniger bekannt sind auch die politischen Aktivitäten von dem GAZ-Mitglied Dr. Bernhard Grzimek. Dieser bundesweit bekannte Tierforscher war als NSDAP-Mitglied Regierungsrat im Reichsministerium für Landwirtschaft. Er trat laut "Stern" (Nr. 40/1977) für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die GAZ innerhalb der Umweltschutzbewegung nicht auf dem Flügel der Ökodemokratieanhänger anzusiedeln ist, sondern eher zu dem der Ökodiktatur gehört.
Anmerkungen:
Zur Geschichte der Zeitung "Der Grüne Hammer" im "THTR-Rundbrief" Nr.78:
http://www.reaktorpleite.de/nr-78-dezember-02.html
http://www.reaktorpleite.de/nr-81-maerz-03.html#Fortsetzung%20von%2078