Aus: "Westfälischer Anzeiger" (WA), 23. Juni 1993

Der Einfluss von Anti-Atom-Bürgerinitiativen in Hamm

Vorrangig unlösbare technische Probleme und explodierende Kosten führten zur Stilllegung des Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR) und stellten den Betreibern und ihren Politikern in Bund und Land ein Armutszeugnis aus. Die Bürgerinitiativen gegen den THTR bestreiten diese Feststellung sicherlich nicht.

Demonstration gegen Atomkraft in Berlin, Foto: Horst BlumeNur ganz wenige Atomanlagen konnten in Deutschland von Umweltschützern verhindert werden. Da sich der größte Teil der Hammer Bevölkerung trotz vorhandener Ängste vor Atomkraftwerken nicht zu einem stärkeren Engagement entschließen konnte, blieb der BI Umweltschutz nichts anderes übrig, als durch Öffentlichkeitsarbeit und kleinere gewaltfreie Aktionen auf die Gefährlichkeit des THTR aufmerksam zu machen. Dieses Ziel wurde erreicht.

Zusammen mit Hunderten von anderen Initiativen haben wir bewirkt, dass heute in Deutschland die Mehrheit der Bevölkerung Bau und Betrieb ablehnt und eine große Aufgeschlossenheit gegenüber ökologischen Problemen besteht. In den letzten zwei Jahrzehnten setzten wir einen Lernprozess in Gang, zu dem die herrschenden Politiker und Verwaltungsbeamten aus eigener Anstrengung und eigenem Willen nicht in der Lage waren.

Weswegen werden denn Bürgerinitiativen an den bundesweiten "Energiekonsensgesprächen" oder in Hamm am "Runden Tisch" beteiligt? - Auch hier zeigt sich, dass die Betreiber von Atomkraftwerken und Politiker uns sehr wohl ernstnehmen müssen, auch wenn sie es in der Öffentlichkeit nicht so gerne zugeben.

Unsere vorläufigen "Niederlagen" sind der Preis dafür, dass wir die allgemein anerkannten Notwendigkeiten von morgen bereits heute vertreten.

Zeichnung: Fritz BrümmerAnmerkung

Dies ist ein Leserbrief als Reaktion auf den Artikel "Anti-Atombewegung hatte keinen Einfluss auf Ende des THTR" in "Westfälischer Anzeiger" (WA) vom 12. Juni 1993. In diesem Artikel wurde recht verkürzt das Ergebnis der Diplomarbeit an der soziologischen Fakultät der Uni Bielefeld von Bettina Dempwolf wiedergegeben und auf die nicht ganz unwichtigen Blockaden vor dem THTR in den Jahren 1986 bis 1988 nicht eingegangen.

Weitere Infos zum Thema Bürgerinitiativen und Widerstand gegen den THTR:

"Von Unten auf! Warum Aktivismus in Bürgerinitiativen sinnvoller ist als die Mitarbeit in Parteien und Parlamenten. Ein vergleichender Erfahrungsbericht." (2004):

http://www.machtvonunten.de/parteien-und-parlamentskritik.html?view=article&id=104:von-unten-auf&catid=11:parteien-und-parlamentskritik

"Zeltlager gegen KKW. Der Beginn des Widerstandes gegen den THTR Hamm" (1976):

http://www.machtvonunten.de/lokales-aus-hamm.html?view=article&id=317:zeltlager-gegen-kkw&catid=21:lokales-aus-hamm

"Rückblick: 15 Jahre Bürgerinitative Umweltschutz Hamm" (1991):

http://www.machtvonunten.de/lokales-aus-hamm.html?view=article&id=307:rueckblick-15-jahre-buergerinitative-umweltschutz-hamm&catid=21:lokales-aus-hamm

"Bürgeriniative Umweltschutz: 25 Jahre APO in Hamm" (2001):

http://www.machtvonunten.de/lokales-aus-hamm.html?view=article&id=299:buergeriniative-umweltschutz-25-jahre-apo-in-hamm&catid=21:lokales-aus-hamm

 

 

 

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