Aus: "Die Tageszeitung" (TAZ), 17. 7. 2006

Forschungsreaktor ist kein Hirngespinst, sondern reale Gefahr

Der wildgewordene Forschungsminister Pinkwart steht laut taz-Kommentar mit seinem Votum für den Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) hoffnungslos im Abseits? - Schön wär’s. Pinkwart hat jedoch verbal nur das auf die Spitze getrieben, was in Sachen THTR-Förderung unter der rotgrünen Landesregierung ganze zehn Jahre lang gängige Praxis war - und bei der rotgrünen Bundesregierung immerhin sieben Jahre!

Zeichnung von Fritz BrümmerWir haben als Hammer Bürgerinitiative auf unserer Homepage www.thtr-a.de detailliert nachgewiesen, dass in dieser Zeit im Forschungszentrum Jülich in Dutzenden von Arbeiten und Projekten an der THTR-Linie weitergeforscht wurde. Von Rot-grün gab es keinerlei Widerstand dagegen.

In den letzten Jahren wurden zusätzlich viele Millionen Euro für die Koppelung der nuklearen Wasserstoffforschung mit der HTR-Linie ausgegeben. Das war teilweise EU-Geld, gegen dessen Verwendung Rot-grün für diese Zwecke in den EU-Gremien kein Veto eingelegt hat. In den entscheidenden EU-Beratungsgremien sitzen auch SPD- oder DGB-Mitglieder, die Befürworter dieser Reaktorlinie sind, wie zum Beispiel Professor Wodopia (Bochum).

Für die Weiterentwicklung einer Reaktorlinie werden in der Regel ein bis zwei Jahrzehnte benötigt. Viele unspektakuläre kleine Schritte wurden bereits - als "Sicherheitsforschung" deklariert - in NRW still und leise unter Rot-grün vollzogen. Bisher hat also alles bestens geklappt. Aber allmählich will die Atomindustrie den nächsten folgerichtigen Schritt weitergehen und so eine Nuklearanlage bauen. Und schon mal alles startklar machen, wenn es in drei Jahren auch im Bund zu einer schwarzgelben Koalition kommt.

Bei soviel jahrzehntelanger Kontinuität und Schlafmützigkeit vieler Umweltschützer ist Pinkwarts Frage nach dem Neubau eines THTR durchaus berechtigt: Warum denn nicht?

Anmerkung

Dieser Leserbrief bezieht sich auf einen Kommentar in der taz vom 27. 6. 2006 mit dem Titel "Warum nicht".

Infos zum Thema: "Wie am THTR in NRW weitergeforscht wird" (im THTR-Rundbrief Nr. 110):

http://www.reaktorpleite.de/nr.-110-januar-07.html

Infos zum Thema "Wasserstoffforschung und THTR":

http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=216:wasserstoff-fuer-nukleare-traeume&catid=20:atomkraft-und-oekologie

Infos zu Wodopia: "Gewerkschafter für den HTR" (im THTR-Rundbrief Nr. 103):

http://www.reaktorpleite.de/nr.-103-dezember-05.html

 

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