Aus: "Westfälischer Anzeiger" (WA), 30. 6. 2007

Kaum Strafverfolgung von NS-Kriegsverbrechern

Kaum Strafverfolgung von NS-Kriegsverbrechern Die Arbeit der "Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen" soll eine Erfolgsgeschichte sein? Fragt sich nur für wen.

"Nie zuvor hat sich eine Nation so lange mit solchen Verbrechen auseinandergesetzt"? 1996 meldeten auf der ganzen Welt die Zeitungen das Unfassbare: In genau dieser "Zentralstelle" arbeiteten noch bis in die 70er Jahre hinein acht Behördenleiter, die während der NS-Zeit Mitglied der NSDAP oder ihr angeschlossenen Organisationen waren – und sabotierten (beispielsweise im Fall Priebke) die Verfolgung ihrer mörderischen ehemaligen Gesinnungsgenossen!

Wenn jetzt, wo fast alle NS-Verbrecher gestorben sind, von dieser Behörde Aktivität demonstriert und diese Skandale auch noch als "Erfolgsgeschichte" verkauft werden, ist dies eine Verhöhnung der Millionen Opfer und ihrer Angehörigen. Widerlich.

Anmerkung

Dieser Leserbrief war eine Reaktion auf den WA-Artikel "Hoffen auf Zufälle" vom 27. Juni 2007.

Siehe auch: Ex-NSDAP-Mitglieder ermittelten Nazi-TatenIn dem Artikel "Die schreckliche deutsche Normalität. Am Beispiel der Kriegsverbrecher Priebke und Kappler" schrieb ich zum Thema Strafvefolgung von NS-Kriegsverbrechern:

"In der BRD wurde nach 1945 eine besondere Behörde geschaffen, um NS-Kriegsverbrechen zu ahnden: Die "Zentralstelle im Lande NRW für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen" in Dortmund. Diese "bearbeitete" den Fall Priebke in den Jahren 1963 bis 1971 allerdings auf ihre ganz eigene Weise. Die ebenfalls in Dortmund vorliegenden italienischen Justizdokumente, die Priebkes Vorgesetzten Herbert Kappler des Mordes schwer belasteten, wurden nicht übersetzt und verschwanden in der Ablage. (...) Erst 1996 kam ans Licht, dass viele der zur Verfolgung von NS-Verbrechen angesetzten Staatsanwälte in NRW früher selbst der NSDAP oder den ihr angeschlossenen Organisationen angehörten. Der im Fall Priebke von 1964 bis 1973 zuständige Generalstaatsanwalt war vor 1945 selbst Mitglied der NSDAP, der SA, des NS-Studentenbundes und des NSRB."

Weitere Infos:

http://www.machtvonunten.de/nationalisten-rechte-neoliberale.html?view=article&id=125:die-schreckliche-deutsche-normalitaet&catid=15:nationalisten-rechte-neoliberale 

 

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