Aus: "Westfälischer Anzeiger" (WA), 30. Dezember 2019

Rückbau: Uran im THTR hat Halbwertzeit von 160.000 Jahren!

Vielen dank für den ausführlichen und interessanten Artikel "Das letzte Geheimnis des THTR"! - Selbst wenn sich nach Angaben der Betreiber die Radioaktivität von bestimmten Komponenten des Reaktors bis zum Jahr 2030 um den Faktor 1000 reduziert haben sollte, so bleiben immer noch die im Artikel genannten 1,0 bis 1,6 Kilogramm Spaltstoff. Dieser enthält neben kleineren Mengen Plutonium vor allem hochradioaktives erbrütetes Uran 233 mit einer Halbwertzeit von 160.000 Jahren. Die Betreiber versuchen also das Problem zu bagatellisieren, indem sie die Hauptaufmerksamkeit auf den erwarteten geringer belasteten Bauschutt der Außenanlagen lenken.

Die in dem WA-Artikel genannten 295 Tonnen von festem radioaktiven Abfall müssten bei einem Rückbau so behandelt werden, dass radioaktiver Staub nicht nach Außen gelangt. Einen Nuklidatlas für die einzelnen Komponenten und Anlagenteile, wie ihn die Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm schon vor Jahrzehnten gefordert hatte, gibt es nicht. Es ist also bei einem Rückbau nicht genau klar, wo sich welche radioaktive Strahlung befindet. Das wäre angesichts der vielen Störfälle und des damals entstandenen und entwichenen Kugelbruch-Staubes dringend geboten!Westfälischer Anzeiger vom 30. Dezember 2019, "Das letzte Geheimnis des THTR"

In den 90er Jahren fanden 59 Bahntransporte von radioaktiven Brennelementen durch Hammer Wohngebiete nach Ahaus statt. Bei einem Rückbau der gesamten Anlage kommen einige hundert gefährliche Transporte auf uns zu. Aber Transporte wohin? Ein Endlager für radioaktiven Atommüll gibt es in der BRD auf absehbare Zeit nicht. Der THTR-Müll müsste also jahrzehntelang zwischengelagert werden. Vielleicht in Uentrop in einer nicht vor Flugzeugabstürzen ausgelegten Lagerhalle ähnlich wie in Ahaus? Oder woanders?

Die HKG rechnet mit 400 Millionen Euro Kosten für den Rückbau. Diese niedrige Summe ist extrem unwahrscheinlich. Selbst der Rückbau des Mini-THTR in Jülich mit einem zwanzigstel der Leistung des Thorium Hochtemperaturreaktors (THTR) in Hamm hat bisher eine Milliarde Euro gekostet und ist bisher noch nicht abgeschlossen.

Ein Rückbau des THTR würde eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Deswegen ist eine ausführliche Diskussion hierzu notwendig, um die Bevölkerung an den zukünftigen Entscheidungen zu beteiligen. Die Stadt Hamm müsste ebenfalls gehört werden. Letztenendes kann es leider nur darum gehen, die am wenigsten schlechteste Lösung für den zukünftigen Umgang mit der strahlenden Ruine zu finden. Die Betreiber sollten möglichst bald einen Entwurf für ein umfassendes Rückbaukonzept vorlegen, damit es dann in der Öffentlichkeit und in den zuständigen Gremien diskutiert und bewertet werden kann.

Diejenigen, die heute noch immer von der Atomkraft schwärmen, können bei diesem Prozess lernen, wie teuer, gefährlich und wenig nachhaltig diese nukleare Energieform wirklich ist.

Anmerkungen

Hier ist der Artikel "Das letzte Geheimnis des THTR" im WA vom 21. Dezember 2019 einsehbar:

https://www.wa.de/hamm/letzte-geheimnis-thtr-hunderte-tonnen-radioaktiver-muell-hamm-reaktor-atommuell-13366573.html

Artikel zum THTR-Störfall und zu seiner "Aufarbeitung" (September 2016):

http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=177:rotgruen-will-akw-stoerfall-nicht-aufklaeren&catid=20:atomkraft-und-oekologie