15. Januar 2016: Baiga-Stammesgemeinschaft erhält endlich Landrechte!

Foto aus dem Buch von Karl-Julius Reubke „Indien im Aufbruch“: „Jubel der Baiga in Kawardha“ (2003)Die jahrzehntelangen Bemühungen von Ekta Parishad in dem Bundesstaat Madhya Pradesh, das Adivasi-Land vor dem Zugriff von Unternehmen und staatlichen Stellen effektiv zu schützen, haben endlich in dem Bezirk Kabirdham Früchte getragen. Bereits seit 2006 bestanden zwar durch das Gesetz "Forest Rights Act 2006" rein formal rechtliche Regelungen zugunsten der Adivasis, aber sie wurden in der Praxis kaum umgesetzt. Insbesondere das Volk der Baigas wurde in den letzten Jahren auch mit Hilfe der voreingenommenen Forstverwaltung aus etwa 45 % ihrer Gebiete in Madhya Pradesh vertrieben.

Zu Beginn des Jahres 2016 hat die zuständige Bezirksverwaltung in Kabirdham jetzt eine konkrete Verordnung erlassen, die insgesamt 9.400 Hektar (23 thousand acres) Land der Stammesgemeinschaft der Baigas als gemeinschaftliches, unveräußerbares Eigentum zuspricht. Noch im Dezember 2015 hatte Ekta Parishad unter Beteiligung des Ekta Parishad-Aktivisten und Juristen Aneesh Thillenkery zusammen mit befreundeten Organisationen erneut durch einen großen Fußmarsch in Raipur und Kabirdham (früher: Kawardha) Druck aufgebaut (siehe Beitrag weiter unten), um diese Verordnung durchzusetzen.

Gleichzeitig muss betont werden, dass diese Rechte der Gemeinschaft der Sahariya im Chambal Tal und der Bharia-Gemeinschaft im Satpura Tal immer noch vorenthalten werden.

Den historischen Hintergrund des Kampfes der Adivasis in diesem Bundesstaat beleuchtet Karl-Julius Reubke in seinem Buch "Indien im Aufbruch" sehr gut:

Foto aus dem Buch von Karl-Julius Reubke „Indien im Aufbruch“: „Auf dem Weg nach Kawardha“ (2003)"Die Baiga sind von ihren angestammten bewaldeten Hügeln keineswegs freiwillig herunter gekommen. Noch bis 1935 lebten sie zumindest teilweise halbnomadisch in den Wäldern. Sie zogen alle zwei, drei Jahre an einen anderen Ort, verbrannten dort ein Waldstück, düngten mit der Asche den Boden und säten anschließend ihre Hirsesorten. War der Boden erschöpft und der umgebende Wald abgeerntet, so zogen sie weiter. Die Engländer, damals Herren in Indien, verboten diese 'bewar' genannte Praxis. Immerhin siedelten sie die Baiga nahe den Wäldern an oder verwehrten ihnen dies zumindest nicht. Aber auch heute, mehr als 50 Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens, geht es den Baiga schlecht. (...)
Wie die meisten der Stämme hängen die Baiga in allen ihren Lebensgewohnheiten vom Wald ab. Auch wenn sie zum Teil, zur Sesshaftigkeit gezwungen, etwas konventionelle Landwirtschaft betreiben, sind sie darin nicht geschickt. Sie leben in Gegenden, in denen Landwirtschaft nur regenabhängig betrieben werden kann. Der Monsum erlaubt nur eine Ernte im Jahr. Für ein drittel des Jahres ist so für Arbeit und Nahrung gesorgt. In den restlichen Monaten leben die Adivasi von den Früchten des Waldes, wenn ihnen das nicht verwehrt wird."
Aus: Karl-Julius Reubke "Indien im Aufbruch" Verlag Johannes M. Mayer & Co, 2006, Seite 129 und 133

 

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