6. bis 14. Juni 2016: Rundreise zu Wasser-Selbsthilfeprojekten gegen die Dürre
Wochenlang wunderte ich mich über die zahllosen Bilder von steineschleppenden Menschen im ländlichen Indien, die Ekta Parishad auf Facebook gepostet hatte – allerdings ohne Erklärung auf Englisch. Es hatte sicherlich irgendetwas mit der schlimmen Dürre in Indien zutun, vermutete ich. Aber was hat man sich unter dem Wort "water harvesting", das dann nach einigen Wochen doch noch einem Bild hinzugefügt wurde, vorzustellen? Ein gigantischer Stausee konnte es ja wohl kaum sein. Erst ab dem 6. Juni wurde endlich das Geheimnis durch eine Reihe von Kurzberichten in englischer Sprache gelüftet: Im Rahmen der "Water Awareness Dialogue Journey" vom 6. bis 14. Juni 2016 besuchte Rajagopal PV mehrere Dörfer, die in wochenlanger Eigenarbeit sogenannte "Check Dams" in noch trockenen Flussbetten errichteten.
Diese jahrhundertealte einfache Technik reduziert die Fließgeschwindigkeit eines Flusses durch mehrere kleine Staustufen aus Steinen oder anderem Material. Das Wasser verbleibt hierdurch längere Zeit am Ort und kann gesammelt und weitergeleitet werden. Viele Dorfbewohner müssen bis zu fünf Kilometer zu Fuß zurücklegen, um das begehrte Nass in Behältern heranzuschaffen. Die Staustufen verbessern längerfristig die Grundwasserkapazität und die Ergiebigkeit von Brunnen. Und selbstverständlich kann hierdurch die landwirtschaftliche Nutzung intensiviert beziehungsweise erst möglich gemacht werden.
Die Stufen sind je nach örtlichen Begebenheiten und Möglichkeiten eine teilweise recht flache Ansammlung von Steinen oder bestehen sogar aus bis zu 2 bis 3 Meter hohen Wehren. Sie haben eine begrenzte Lebensdauer und müssen ständig überprüft und gewartet werden.
Wichtig ist, dass die Arbeiten mit einfachsten Mitteln durch die Dorfbewohner selbst in Gemeinschaft durchgeführt werden können. Diese Vorgehensweise entspricht dem von Gandhi entwickelten "konstruktiven Programm", dem sich die Anhänger von Ekta Parishad verpflichtet fühlen. Arbeits- und (über-)lebensmöglichkeiten auf dem Lande zu schaffen ist sehr wichtig, da aus vielen Dörfern in den letzten Jahren über 75 % der Bewohner nach Delhi abgewandert sind, um dort oftmals nur prekäre und schlecht bezahlte Arbeit zu finden.
Obwohl seit Oktober 2015 in vielen Bundesstaaten Indiens eine große Dürre herrscht, hat sich seitdem das indische Parlament nicht mit diesem Problem auseinandergesetzt. Deswegen haben Ekta Parishad und zahlreiche andere soziale Bewegungen eine große Wasserkampangne initiiert, um Problembewusstsein zu fördern, die Regierung unter Druck zu setzen geeignete Maßnahmen zu ergreifen und um Selbsthilfeprojekte wie die "Check Dams" zu fördern.
Die Ekta Parishad-Rundreise mit vielen Versammlungen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen während des "Water Awareness Dialogue" vom 6. bis 14. Juni führte in zahlreiche Dörfer der historischen Region Bundelkhand, die heute in den Bundesstaaten von Uttar Pradesh und Madhya Pradesh südlich von Gwalior liegt: Tikamgarh, Sonakpura, Jhabara, Tighara ... . - Jetzt fehlt dort nur noch der Regen. Hoffen wir das Beste.