19. bis 26. März 2017:
Fußmarsch für 0,6 Millionen Dalit-Familien in Bihar mit historischem Hintergrund
Am 24. März fand ein von vielen Menschen gutbesuchter Fußmarsch von Noubatpur nach Patna, der mit ca. zwei Millionen EinwohnerInnen zweitgrößten Metropole im östlichen Indien, statt. Noch immer leben in dieser Region sechshunderttausend landlose Dalits in der Nähe von Straßenrändern, Abwasserkanälen und in Slums. Sie haben kein eigenes Land. Die vorherige Regierung des Bundesstaates Bihar hatte jeweils 10 Decimals (= 400 Quadratmeter) Land für die Dalit-Familien zugesagt. Diese Zusagen wurden nicht eingehalten.
Für die Vorbereitung dieser Satyagraha-Kampagne wurde ein dreitägiges Jugendtrainingslager für Gewaltfreie Aktion vom 19. bis 21. März durchgeführt. Am 23. März hatte eine Abordnung in einer symbolischen Handlung etwas Erde von dem etwa 300 Kilometer südlich gelegenen Champaran nach Naubatpur, dem Ausgangspunkt des Fußmarsches nach Patna, gebracht. Hiermit knüpft Ekta Parishad an die allererste Satyagraha-Bewegung von Mahatma Gandhi an, die er nach seiner Rückkehr aus Südafrika im Jahre 1917 in Champaran initiierte und die auch vom "offiziellen" Indien in Form eines hundertjährigen Jubiläums gefeiert wird.
Historischer Hintergrund
Vor über hundert Jahren wurden zehntausende von landlosen Leibeigenen und armen Bauern durch das britische Kolonialregime gezwungen, für einen Spottpreis Opium anzubauen anstatt Lebensmittel. Die Folge waren verheerende Hungersnöte, sodass sich die Bauern 1914 und 1916 widersetzten und von den Briten mit militärischer Gewalt niedergehalten wurden.
Als Gandhi 1917 nach Bihar zog, bestand er darauf, dass dieser Konflikt, bei dem es um das Überleben der Bauernfamilien ging, nicht durch nationalistische Bestrebungen für die Unabhängigkeit Indiens vereinnahmt wurde. Hier ging es mit der Abwendung einer humanitären Katastrophe um ein eklatantes soziales Problem. Damit die Britische Kolonialmacht keinen Vorwand für militärisches Eingreifen erhielt, wurde zu diesem Zeitpunkt in ganz Indien die Unabhängigkeitskampagne unterbrochen.
Gandhi errichtete mit seinen AnhängerInnen einen Ashram in Champaran und beteiligte sich am Aufbau von Schulen und Krankenhäusern sowie weiteren Aktivitäten zur Verbesserung der sozialen Lage. Nach Protesten und Streiks wurde eine Vereinbarung mit den britischen Landbesitzern getroffen, die den Bauern erlaubte, in größerem Maße Lebensmittel anzubauen.
Am 24. März 2017 fand dann also aus aktuellem und historischem Anlass der gut besuchte Fussmarsch von Noubatpur nach Patra statt. Während der folgenden zwei Tage fanden in Patra Kundgebungen und Veranstaltungen mit zahlreichen anderen Organisationen und Personen des öffentlichen Lebens statt, um die Forderung nach Land für die Dalits zu unterstreichen.
Erfolg in Bhudani (Madhya Pradesh)
Etwa zur gleichen Zeit konnte Ekta Parischad in einem anderen Bundesstaat Indiens einen Erfolg verbuchen. In Bhudani südlich von Bhopal in Madhya Pradesh hatte die Landlosenorganisation für Ende Februar zu einem Fussmarsch mobilisiert. Ziel war die Verabschiedung des Housing Guarantee Act (Recht auf ein kleines Hausgrundstück) im zuständigen Landesparlament zu erreichen. Nach Gesprächen mit der Landesregierung wurde die geplante Demonstration in dieser Form abgesagt und im Gegenzug das Gesetz verabschiedet. Seit 2007 hat sich Ekta Parishad für dieses Gesetz stark gemacht und viele Aktionen dafür durchgeführt.
Auch in Zukunft werden von Ekta Parishad in ganz Indien in 500 Bezirken auf Jugendcamps gewaltfreie Trainings organisiert, um Konflikte gewaltfrei auszutragen und sich eine größere Basis für zukünftige Kampagnen zu schaffen. Im Jahr 2020 ist der One-Million-Fußmarsch nach Delhi geplant.