Aus: "Anti atom aktuell" (aaa) Nr. 170, April 2006
SGL Carbon liefert Graphit für PBMR in Afrika
Nach Uhde (Dortmund) und RWE NUKEM (Essen, Hanau) ist mit SGL Carbon Group AG (Wiesbaden) ein weiteres deutsches Unternehmen bekannt geworden, dass an der nuklearen Brennstoffbereitstellung für den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) in Südafrika beteiligt ist und beträchtliche Gewinnerwartungen damit verbindet.
SGL Carbon ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Hersteller von Produkten aus Carbon und Graphit für Anwendungen in der Industrie, in der Luft- und Raumfahrttechnik. Und stellt ebenfalls Produkte für den "Verteidigungssektor" her! Dieser weltweit agierende Konzern soll für die ca. 6 cm Durchmesser umfassenden Kugelbrennelemente des geplanten Hochtemperaturreaktors in Südafrika das notwendige Graphit liefern.
Auf der Homepage des Konzerns sind unter der Überschrift "SGL Carbon als strategischer Graphitlieferant ausgewählt. Zusammenarbeit mit südafrikanischen Nuklearenergie-Technologie-Unternehmen" folgende Einzelheiten zu entnehmen:
"Die PBMR-Technologie soll in naher Zukunft zu einer kostengünstigen und Co2-freien Form der Energieerzeugung als Alternative zu den endlichen fossilen Ressourcen eingesetzt werden. PBMR hat SGL Carbon aufgrund seiner Expertise in der Herstellung und Entwicklung von hochwertigem Graphit und Kohlefaser-Verbundwerkstoffen als strategischen Lieferanten ausgewählt. Beide Unternehmen arbeiten bereits seit mehreren Jahren bei der Entwicklung von Werkstoffen zur Anwendung in der PBMR-Technologie zusammen. Der geplante Bau eines Demonstrationsreaktors ab 2007 in Südafrika kann für die Geschäftseinheit Specialities der SGL Carbon in den Jahren 2006 bis 2008 zu einem Umsatz von ca. 35 bis 40 Mio. Euro führen."
SGL Carbon hat weltweit 5.109 Mitarbeiter und 26 Produktionsstandorte. Es entstand 1992 aus einem Zusammenschluss zwischen SIGRI/Deutschland und Great Lakes Carbon/USA. Der Umsatz des Jahres 2004 über 926 Mio. Euro verteilt sich zu 49 % auf Europa, zu 27 % auf Nord Amerika und zu 24 % auf die restliche Welt. Die Aktiengesellschaft ohne Grossaktionär vertreibt weltweit ihre Produkte in mehr als 100 Ländern. Die Hauptverwaltung befindet sich in Wiesbaden, deutscher Produktionsstandort ist Meiningen bei Augsburg. In Südafrika befindet sich ebenfalls eine Niederlassung.
Die eigenen Poduktionsaktivitäten im Bereich der Nuklearindustrie werden wie folgt benannt: Graphitrohre zur Aufnahme von Brennelementen und zur Gasführung in gasgekühlten Kernreaktoren, Graphitpulver und Bauteile aus Graphit und CFC für Hochtemperaturreaktoren.
Eine "Vision/Mission" hat der agile Konzern auch: "Wir streben nach Kosten- und Technologieführerschaft. (...) Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen Hochtemperatur-Technologie sowie Werkstoff- und Engineering-Know-how."
Es bleibt nur noch ernüchternd festzustellen, dass zwar in der BRD ein langfristiger "Ausstieg" aus der Atomindustrie beschlossen wurde, aber dass dies die deutschen Konzerne (eingebunden in eine internationale Struktur) nicht im Mindesten daran hindert, fleißig weiter gute Geschäfte mit der von ihr forcierten Renaissance der Atomenergie zu machen.
Weitere Infos:
"Deutsche Zulieferer machen südafrikanisches AKW möglich" aus "Graswurzelrevolution" Nr. 304, Dezember 2005:
http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=221:deutsche-zulieferer-machen-suedafrikanisches-akw-moeglich&catid=20:atomkraft-und-oekologie
"SGL Carbon in China" in THTR-Rundbrief Nr. 141, Juli 2013:
https://www.reaktorpleite.de/nr-141-juli-2013.html#Baubeginn
Wikipedia zum SGL-Carbon-Vorläuferunternehmen "Siemens Planiawerke":
"Während des Zweiten Weltkriegs stellten die Siemens Planiawerke unter anderem die Graphit-Strahlruder für die V2-Rakete her":
https://de.wikipedia.org/wiki/SGL_Carbon
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