Aus: "ökologisch", Zeitung der Grünen Hamm, Nr. 4, 2000

Hamm/Morsleben: Einen Schlußstrich kann es nicht geben!

Im Atomendlager Morsleben befinden sich 188 Zweihundert-Liter-Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen aus dem THTR Hamm-Uentrop. Vertraglich abgesichert war die Einlagerung von zusätzlich 832 dieser Fässer.

Im November 2000 schreckten Zeitungsmeldungen über die Einsturzgefahr in dem unterirdischen Salzstock Morsleben die Öffentlichkeit auf. Verschiedene Messungen und Bohrungen haben ergeben, dass bis zu 1.000 Tonnen schwere Brocken aus einer Decke herauszubrechen drohen. Risse in einer Stärke von 4,5 bist 16 Zentimetern sind schon bemerkt worden.

Jetzt besteht selbst nach den Angaben von dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Gefahr, dass riesige Brocken ungebremst auf den Abfall stürzen und dabei strahlenden Staub aufwirbeln, der möglicherweise nicht mehr unter Kontrolle zu halten ist. Wir können nur hoffen, dass es während der nun eilig eingeleiteten, sechs Monate dauernden Verfüllaktion der Hohlräume nicht zu den befürchteten Einstürzen kommt.

THTR: Erhaltungsbetrieb

Nicht so gern in die Karten sehen lassen sich die Betreiber des THTR und das zuständige NRW-Ministerium als Aufsichtsbehörde, was den sogenannten Erhaltungsbetrieb des THTR angeht. Für diesen bis zum Jahre 2027 andauernden Zeitraum verweigerte sie der Bürgerinitiative Umweltschutz die Herausgabe vom "Handbuch für den Erhaltungsbetrieb". Da man auch dem seit Mai 2000 vorliegenden "Änderungsbescheid für den Erhaltungsbetrieb" nur dann einigermaßen schlau werden kann, wenn man eben dieses Handbuch ergänzend zu Rate ziehen kann, wird natürlich eine demokratische Kontrolle und eine mögliche Kritik an der Stilllegungsprozedur durch den Entzug von Informationen unterbunden. Denn der Änderungsbescheid weist einige Merkwürdigkeiten auf.

Zeichnung: Fritz BrümmerStörfälle innere Angelegenheit der Betreiber

Ab jetzt werden Störfälle oder Komplikationen im Stilllegungsbetrieb zunächst einmal nur noch als innere Angelegenheit der Betreiberorganisation HKG angesehen. Außerbetriebliche Kontrollinstanzen erhalten keine originalgetreuen Informationen mehr, sondern werden mit nachgereichten und nach den bisherigen Erfahrungen möglicherweise im Nachhinnein manipulierten Verlautbarungen der Betreiber abgespeist. Nach den Vertuschungsversuchen von Radioaktivitätsabgaben seitens der HKG im Jahre 1986 müssen alle Möglichkeiten als denkbar gelten!

Nach der neuen Verordnung ist ein Kraftwerksmeister des benachbarten Kohlekraftwerks gleichzeitig für Störungen im THTR mit zuständig. Dieser Einsatz ist sicherlich kostensparend. Ob er auch der Sicherheit der Atomanlage dienlich ist, darf bezweifelt werden.

Castortransporte nach Ahaus

An einem anderen Ort, wo erhebliche Mengen radioaktiver Abfälle aus dem THTR gelagert wurden, sind in naher Zukunft wieder altbekannte Turbulenzen zu erwarten. NRW-Minister Behrens wies die Polizei an, sich auf erneute Castortransporte nach Ahaus ab dem Monat März 2001 vorzubereiten. Nach der Trickserei im Jahre 1998 bereitet sich die Umweltschutzbewegung schon für Februar auf die Protestaktionen gegen die Transporte aus Phillippsburg vor. Die an jedem 3. Sonntag im Monat um 14 Uhr stattfindenden Sonntagsspaziergänge in Ahaus sind eine gute Möglichkeit, die Umgebung und die zukünftigen Mitstreiter schon einmal näher kennenzulernen!

Anmerkung

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema steht in "THTR-Rundbrief" Nr. 67, Dezember 2000. Da er im Netz nicht abrufbar ist, kann man hier die Seite eins einsehen:

THTR Rundbrief Nr. 67

 

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